Förderung der Kompetenzentwicklung mit neuen Medien – Teil 5

Unter „Neuen“ Medien werden digitale Medien wie der Computer oder das Internet verstanden. Diese können bei der Anforderung des Lebenslangen Lernens und dem heutzutage geforderten Kompetenzaufbau gute Unterstützung leisten. Wie bereits mehrmals erläutert wird die Halbwertzeit des Wissens immer geringer. Hier bietet gerade das Internet mit seiner globalen Reichweite und der reichhaltigen Informationsvielfalt die Möglichkeit das berufliche Fachwissen zu aktualisieren und damit die Fachkompetenz zu stärken.

Neue Medien Foto Ortmann-Welp

Die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu erhalten ist heutzutage möglich geworden. Doch ist auch ein „Lost in Hyperspace“ möglich, dass zu Frust und Lernbarrieren führen kann. Es besteht die Gefahr der kognitiven Überlastung und der Desorientierung, da beispielsweise zu viele oder nicht die erwünschten Ergebnisse bei einer Suchanfrage angezeigt werden. Hilfreich ist hierbei die Kenntnis einiger wichtiger Suchstrategien und Recherchetechniken (siehe Infokasten 1), um schneller und effektiver an sein Suchergebnis zu gelangen:

 

Einige nützliche Suchstrategien:

Ø  Präzisieren Sie Ihre Suche → geben Sie z.B. bei medizinischen Themen den (lateinischen) Fachbegriff ins Suchfenster ein

Ø  Nutzen Sie die Suchoptionen / „Erweiterte Suche“ für noch mehr Auswahl- Funktionen (z.B. aktuelle Infos – Anzeige der Internetinhalte der letzten 24 Stunden, des letzten Jahres; lizenzfreie Daten, etc.)

http://www.google.de/advanced_search

Ø  Probieren Sie neben „google“ auch andere Suchmaschinen aus:

www.yahoo.de;  www.medivista.de (Suchmaschine für Medizin und

Gesundheit); www.metacrawler.de  (Metasuchmaschine, die eine Suchanfrage an mehrere Suchmaschinen weiterleitet   

Ø  Wenden Sie Boole´sche Operatoren an: Geben Sie z.B. die Suchwörter in Anführungsstrichen ein, um Seiten mit exakten Wortkombinationen zu finden. Mit der Eingabe von Filetyp:pdf nach dem Suchbegriff  werden alle Dokumente vom Typ PDF angezeigt, in denen der Suchbegriff enthalten ist.

Ø  Mit der kostenlosen Alert-Funktion von Google können Sie sich per E-Mail automatisch informieren lassen, sobald zu der von Ihnen vorher definierten Suchfunktion ein neuer Treffer gefunden wurde. https://www.google.de/alerts

Ø  Mit dem Kurzbefehl Strg und F können Sie ein Suchfeld  in einem Dokument oder einer Internetseite öffnen und den gesuchten Begriff dort eingeben. Das gesuchte Wort wird hierdurch im Text farbig markiert.

Auch wenn leider viele Literaturquellen im Internet für den Bereich Pflege und Medizin in Deutschland kostenpflichtig sind, so können dennoch die wichtigsten Studien und Handlungsempfehlungen abgerufen werden. So werden z.B. nach Eingabe von „RKI Richtlinien“ im Suchfenster von „Google“ die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts als erstes Suchergebnis angezeigt.

Kostenlos und auf Universitätsniveau sind z.B. auch MOOCs, die Massive Open Online Courses. Zurzeit veranstaltet Prof. Hirt von der Universität Tübingen den MOOC „Sectio chirurgica – ‚Klinische Anatomie Kopf / Hals“. Jeder kann an dem Kurs, der sich an klinischen Fallberichten orientiert und u.a. ebenso Erläuterungen mit anatomischen Bildern und Videos bietet, anmelden. Weitere stattfindende MOOCs können unter https://iversity.org/de/courses eingesehen werden.

Um über die neuesten medizinischen und pflegewissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Laufenden zu bleiben, sollten Newsletter (siehe Infokasten 2) von medizinischen Internetzeitschriften abonniert werden. So wird man über neue Beiträge oder Artikel mittels einer Mail in Kenntnis gesetzt. Da heutzutage PCs und Notebooks ihr Alleinstellungsmerkmal als Zugang zu digitalen Inhalten verloren haben, ermöglichen Smartphones und Tablet-PCs einen ubiquitären, allgegenwärtigen Zugang zum Internet und somit zum Wissen. Auf diese Weise kann z.B. auch die Zugfahrt nach Hause für das Lesen der abonnierten Newsletter sinnvoll genutzt werden. Das neue, beiläufigere und informelle Lernen wird auch als „Casual Learning“ bezeichnet.

 

Einige interessante Newsletter für den medizinischen und pflegerischen Bereich:

Ø  Springer Medizin bietet den Update Newsletter ausschließlich für medizinisches Fachpersonal an. Nach einer Registrierung kann zwischen mehreren Themenbereichen gewählt werden (Update Chirurgie, Update Pflege, Newsletter der Heilberufe- Zeitschrift, Newsletter der Ärztezeitung etc.)

https://registrierung.springer-medizin.de/sprsso/reg/registration.html

 

Ø  Der Newsletter von DocCheck: http://news.doccheck.com/de/

 

Ø  OP-News der Firma Hartmann: https://hartmann.de/zeitschrift_opnews.php

 

Für das mobile Lernen sind sogar spezielle Apps (Application Software) (siehe Infokasten 3) programmiert worden, die als Lerneinheiten, sogenannte „Learning Nuggets“, in der Freizeit, aber natürlich auch situativ und kontextbezogen am Arbeitsplatz genutzt werden können. So gibt es z.B. einige medizinische Apps „für die Kitteltasche“:

Mit der App „Arznei aktuell“ können Informationen zu einem Medikament, wie z.B. der Wirkstoff, die Darreichungsform, Indikation, Dosierungsanleitung und die Nebenwirkungen etc. abgerufen werden. Ebenso lässt sich der Barcode der Verpackung einscannen.

Die „Med Procedures”-App beschreibt über 100 verschiedene Untersuchungsmethoden und Verfahren, die mit zahlreichen Bildern detailliert dargestellt werden.

Sogar für die aktuelle Herausforderung mit ausländischen Patienten kommunizieren zu können gibt es eine aktuelle App – Universal Doctor Speaker.  Hunderte von Texten und Fragen aus dem „medizinischen Alltag“ sind in dieser App in verschiedenen Sprachen übersetzt vorhanden (u.a. Arabisch, Russisch und Chinesisch) und können sogar vorgelesen werden. So können im Notfall schnell unmittelbare medizinische Bedürfnisse, häufige Symptome und Erkrankungen abgeklärt werden.

Die Unterstützungsmöglichkeit digitaler Medien wurde allerdings nicht nur für die Kompetenzentwicklung von Fachpersonal, sondern auch für den Genesungsprozess und die  Patientencompliance erkannt. So wurde beispielsweise die TEP-App entwickelt, ein digitaler Patienten-Begleiter für den künstlichen Gelenkersatz. Die App ist eine Art Wegbegleiter für den Patienten. Es fördert z.B. durch Aufklärung und mit Hilfe von Übungsvideos die Patientenautonomie und die Auseinandersetzung mit der eigenen Behandlung.

 

Einige nützliche medizinische Apps, nicht nur für die Kitteltasche:

Die im Text vorgestellten Application Software – Anwendungen können im Play Store oder Apple Store abgerufen werden. Neben den vorgestellten Apps können unter folgenden Internetseiten weitere  medizinische Apps abgerufen werden:

http://news.doccheck.com/de/341/medizinstudium-apps-fur-den-kittel/

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Apps für medizinisches Fachpersonal – getestet von Medical Tribune:

http://www.medical-tribune.de/home/praxis-und-geld/epraxis/artikeldetail/apps-fuer-mediziner-getestet-von-medical-tribune.html

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Nicht zu vergessen ist aber auch das Potential des Beziehungsmanagements des World Wide Webs. Aus diesem Grund wird das heutige Internet auch Web 2.0, oder auch Social Software, genannt.

Das unbegrenzte Vernetzungspotential ermöglicht eine Gruppen- und Netzwerkbildung, einen Wissensaustausch und auch eine Kollaboration. So können z.B. alle Mitarbeiter eines Unternehmens oder auch einer Berufsgruppe, die in verschiedenen Unternehmen arbeiten, aber natürlich auch alle anderen weltweit verstreuten Nutzer mit den gleichen Interessen ihr Erfahrungswissen in einem Netzwerk einbringen. Schon Patricia Benner hat in ihrem Buch „Stufen der Pflegekompetenz“ darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass die Pflegenden ihre Erfahrungen verbalisieren, um „eine gemeinsame beschreibende Sprache zu entwickeln und sich über ihre vergleichbaren Beobachtungen auszutauschen.“ Das Gespräch mit Anderen ermöglicht zudem das Überprüfen eigener Wissensbestände, das Bereinigen von Fehlern, die gemeinsame Zielfindung und die Erkenntnis im Dialog.  Dieser Austausch ist nun heutzutage weltweit und zeitunabhängig z.B. mittels Foren oder Facebook- Gruppen und zeitgleich mittels Chats oder auch multimedial mit Instant Messaging Systemen wie Skype oder synchronen Konferenzsystemen möglich geworden.

Sogar eine Kollaboration, eine ortsunabhängige zeitgleiche Zusammenarbeit an einer Datei, z.B. für die Erstellung eines Standards, ist heute realisierbar. Sogenannte Mehrbenutzer- oder Kooperative Editoren ermöglichen nicht nur eine gemeinsame Datenablage, sondern die gemeinsame Erstellung und gleichzeitige Bearbeitung eines Textes oder eines anderen Artefakts über räumliche Grenzen hinweg. Allgemein bekannt ist z.B. die Online-Office-Anwendung von Google Docs, hier können Daten gemeinsam geteilt und asynchron als auch synchron bearbeitet werden. Mittels technischer Raffinessen ist es auf diese Weise möglich, dass die Teilnehmer immer die aktuell bearbeitete Version sehen können, obwohl nahezu zeitgleich andere Teilnehmer den Text verändern.

Neue Medien sind  mit verantwortlich für den heutigen Wandel des Lernens. Sie ermöglichen ein vielfältiges, beiläufiges und motivierendes Lernen ohne Druck und Zwang.

2 Gedanken zu “Förderung der Kompetenzentwicklung mit neuen Medien – Teil 5

  1. Hallo Herr Morgenstern,

    vielen Dank für Ihr Feedback! 🙂

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Schüler doch leider häufig in ihren Fähigkeiten überschätzt. Z.B. gibt es sehr viele, die die Suchfunktion bisher noch nicht gekannt haben. Selbst die Technik -Text markieren und mit rechter Maustaste ausdrucken- ist für einige Schülerinnen neu. Das war am Anfang für mich ebenso sehr erstaunlich.
    An einigen (leider) wenigen E-Learning- Tagen übe ich diese Techniken mit den Schülern. Klar, es gibt einige, die sehr firm mit einigen Anwendungen sind, aber prozentual gesehen, maximal ein Drittel eines Kurses.
    Zu Anfang einer Ausbildung führe ich immer eine Medienkompetenzerfassung durch. Ich frage, welche Anwendungen beherrscht werden, welche Hardware vorhanden ist und wie die Beteiligung im Internet erfolgt, z.B. nach einer aktiven Beteiligung mittels eines eigenen Blogs, einer Homepage etc.
    Es war das erste Mal im zuletzt begonnen Kurs im Oktober 2015, dass vier Personen (von 31) einen Blog bzw. eine Homepage erstellt haben. Das Hochladen von Videos erfolgte von ca. der Hälfte des Kurses.

    Man sieht, dass diese Kompetenzen (Medien bzw. Internet für Bildungszwecke zu nutzen) bisher eher marginal in der Schule vermittelt werden.

    Aber besser spät als nie… Man sieht aber, dass der Umgang mit Medien bei Jugendlichen sehr unbedarft erfolgt. Sie können die Techniken relativ schnell erfassen und lernen.

    Herzliche Grüße

    Eva Ortmann-Welp

  2. Schöner Beitrag! Gut, dass auch für mich selbstverständlich erscheinende Dinge, wie das Suchen innerhalb einer Seite nochmals erwähnt werden.

    Haben Sie Erfahrungen machen können, welche Tools und Techniken am ehesten von den Schülern angenommen werden?

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