Digitale Medien – Smartphones- auch im Unterricht?!

Es gibt zahlreiche Artikel, in denen vom Fluch der Smartphones im Unterricht berichtet wird. „Ohne Smartphones mehr Konzentration“ – so ein Bericht vom Spiegel aus dem letzten Jahr. Welche Lehrer kennen es nicht: Man wundert sich über die gesenkte Kopfneigung einiger Schüler – der Blick geht unterm Tisch – zum Handy… In der Pause Videos – im Unterricht müssen WhatsApp- oder Facebook- Nachrichten beantwortet werden. Ich selber, das muss ich gestehen, hatte die ersten Tage mit WhatsApp auch so meine Not bzw. den unkontrollierbaren Drang sofort alle Nachrichten beantworten zu müssen…

Doch ist ein Verbot wirklich sinnvoll? Nicht nur psychologische Erkenntnisse, sondern einfach die eigene Erfahrung zeigen: Verbotenes reizt! Müssen wir nicht viel mehr die Kompetenz entwickeln – bei uns selber und bei unseren Schülern-  die Medien so zu nutzen, dass sie für uns einen Mehrwert bieten und nicht, dass die Medien uns beherrschen? Angefangen bei der Erkenntnis mal auch nicht sofort eine WhatsApp- Nachricht beantworten zu müssen- schon gar nicht im Straßenverkehr- bis zum Gebrauch der Medien nicht nur für die Freizeit, sondern auch für unsere Bildung. Und das auf eine ungezwungene und spielerische Art und Weise. Ich bin daher für eine kompetente Nutzung von Smartphones, gerade auch im Unterricht und möchte im folgenden Bericht hierfür Beispiele aufzeigen.

Bei neuen Kursen weise ich die Lernenden immer darauf hin, dass mir (und daher auch in meinem Unterricht) Kants Aussage eine große Relevanz hat, nämlich Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt„. Das heißt, dass eine gewisse Disziplin bzw. Aufmerksamkeit im Unterricht gefordert ist, damit andere, die zuhören möchten, nicht gestört werden. Zum Thema Smartphone sage ich, dass zwar kein anderer durch die Nutzung gestört wird (wenn z.B. Nachrichten verschickt werden), dass Smartphone-Nutzer sich dann aber am meisten selber schaden, da sie Unterrichtsinhalte verpassen und irgendwie selbständig nachholen müssen. Gleichzeitig kündige ich an, dass wir zu gegebener Zeit die Smartphones im Unterricht nutzen werden. Einige Nutzungsbeispiele stelle ich nun vor:

Wichtig ist die Förderung der Recherchekompetenz, so lasse ich nach Inhalten im Internet recherchieren und gebe dabei ein paar zu beachtende Tipps, die ich schon in meinem letzten Blogbeitrag näher erläutert habe.

Um bei Gruppenarbeiten nicht nur Kopierkosten zu sparen, sondern auch gleichzeitig die Medienkompetenz der Lernenden zu stärken, erstelle ich von einem Text, der im Internet zu finden ist und von einer Gruppe gelesen werden soll, einen QR- Code. Diesen füge ich dann z.B. in meine Power Point oder Prezi- Präsentation ein. Wenn die Gruppen mit der Ausarbeitung starten können, fotografieren sie den QR- Code dann mit ihrem Smartphone ab (dafür benötigt man die QR Code Reader- App, die auf den meisten Handys schon installiert ist). Viele Kursteilnehmer kennen QR- Codes noch gar nicht. Wie bereits schon mehrfach erläutert werden die Medienkompetenzen gerade von Jugendlichen überschätzt. Sie haben zwar einen unbedarften Umgang mit digitalen Medien – sie kommen schnell mit der Bedienungsweise klar-, sie kennen aber kaum Medienangebote für den Bildungsaufbau und nutzen digitale Medien hauptsächlich nur passiv (siehe die JIM- Studie ab S.29) . Der QR Code einer Internetseite kann ganz einfach mit dem QR Code Generator erstellt werden.

Wenn mehrere Texte gelesen werden müssen, z.B. nicht nur Internetseiten, sondern pdf- Dateien, so können auch diese als QR Code generiert werden. Vorher müssen die Dateien aber in einen Ordner abgespeichert werden. Man kann z.B. hierfür Dropbox nutzen, oder Google Drive, insbesondere wenn man einen Google-Account (eine Google Mail- Adresse) besitzt. Es wird also ein Ordner erstellt, in diesen dann die Texte, Arbeitsaufträge, Videos etc. abgespeichert werden. Anschließend muss dieser Ordner „freigegeben“ werden, d.h. man erstellt einen Link zum Ordner und dieser Link kann dann als QR Code generiert werden.

Zur Bearbeitung von Gruppenaufgaben können natürlich eigene Laptops genutzt werden mit einer beliebigen Office- Software. Eine gute Alternative sind die verschiedenen Online-Bildungstools: Ortsunabhängig, aber zeitgleich, kann von einer Gruppe z.B. ein Google Doc– Dokument zur Erstellung einer Ausarbeitung genutzt werden. Genauso wie bei einem Word- Dokument kann gemeinsam ein Text eingegeben oder auch eine Tabelle erstellt werden. Zu sehen, dass man zwar nicht am gleichen Ort ist, dennoch aber zeitgleich den Text bearbeiten kann, erstaunt und belustigt die Lernenden gerade am Anfang. So sieht man auf dem Dokument die verschiedenen Cursor mit der Avatar- Bezeichnung schnell die geforderten Aufgaben erstellen. Auch wenn es eine Gruppenbearbeitung im Präsenzunterricht ist, lohnt es sich die Internetangebote zu nutzen, um die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen. Wenn Mindmaps oder Pinnwände erstellt werden sollen, sollte Padlet oder Popplet ausprobiert werden. Das folgende Screenshot zeigt ein erstelltes Padlet über das Thema Cholera. Nicht nur Texte, auch Bilder oder Links zu Videos können in das virtuelle Mindmap eingegeben werden.

Ein erstelltes Padlet (virtuelles Mindmap/ Pinwand) zum Thema Cholera.

Ein erstelltes Padlet (virtuelles Mindmap/ Pinwand) zum Thema Cholera.

Diese Online- Anwendungen werden mittlerweile auch als App für Smartphones angeboten.

Zwei weitere von den vielen Möglichkeiten das Smartphone im Unterricht einzusetzen möchte ich noch vorstellen:

-Falls im Unterricht anonyme Abstimmungen gemacht werden möchten, so ist gerade die Software Ivoting gut geeignet für die Einbindung in eine Power Point Präsentation.

-Smartphones können ebenso sehr gut für eine digitale Schnitzeljagd genutzt werden. Eine Tour durch den Schulgarten im Biologie- Unterricht – nähere Informationen finden z.B. in Gebäuden wie einer Kirche oder dem Rathaus.  Wie wäre es mit einer „Schnitzeljagd“ in der Schule, bei der die Schränke mit interessanten Plastinaten oder anderen Ausstellungsstücken näher inspiziert werden? Die relevanten Informationen werden, wie oben beschrieben, als QR Code generiert und an die Schränke angebracht. Auch kann ein „Laufzettel“ mit den Codes erstellt werden.

Wie Sie sehen, es gibt zahlreiche Möglichkeiten Smartphones und andere digitale Medien in den Unterricht mit einzubinden. Nicht als ein Fluch, sondern eher als ein Segen können dann diese Medien gesehen werden, denn Sie bieten vielfältige Möglichkeiten für das Lebenslange Lernen und die Kompetenzentwicklung.

Eine aktuelle Auflistung über Bildungstools finden Sie unter http://c4lpt.co.uk/top100tools/

Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren!

Wenn Fragen bestehen sollten, trauen Sie sich gerne mittels eines Kommentars zu äußern, oder weitere Anregungen zu geben.

 

 

 

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