Gesundheitsförderung der Mitarbeiter mit Bezugnahme auf das 5-Faktoren Modell der Gesundheit in Organisationen nach Fischer

Mittlerweile absolviere ich das sechste Modul „Personal führen“ des Masterstudienganges Schulmanagement und Qualitätsentwicklung an der CAU Kiel. Nach einer Einarbeitungspause an meiner neuen Dienststelle, in der ich nun u.a. in verschiedenen pflegerischen Weiterbildungskursen unterrichte, ist allerdings auch der Austausch mit den Lehrenden, die an den verschiedensten Schulformen unterrichten und auch teilweise aus anderen Ländern kommen, in meinem zweiten Masterstudium bereichernd. Ebenso die Themen der Module, die auch einen Einblick in wirtschaftliche Berufsfelder ermöglichen. So ist in jedem Berufsfeld unbedingt die Gesundheitsförderung der Mitarbeiter zu beachten. Die auf den ersten Blick paradiesischen Angebote für die Mitarbeiter von facebook oder google (zahlreiche Freizeit- Wellness- und Speiseangebote auf dem dorfähnlichen Betriebsgelände) sind jedoch trügerisch, wie Prof. Fischer, AO- Psychologe an der Uni Regensburg verdeutlichte. Es ist eher als eine negative psychologische Manipulation der Mitarbeiter zu sehen. Diese Angebote seien eher Hilfe zur Selbstaufgabe… Auch von einer Kollegin, die bei Apple zur Zeit von Steve Jobs arbeitete, berichtete Prof. Peter Fischer im Präsenzseminar. Nahezu täglich kam es vor, dass Steve Jobs Mitarbeiter im Aufzug ansprach: „Was haben Sie heute für Apple getan?“ Wenn dann dem Mitarbeiter nichst passendes einfiel, durfte er seine Sachen packen… Auch wenn Jobs in der freien Wirtschaft besser bezahlt werden, so ist der Leistungsdruck enorm… Die Motivation zur eigenen Kompetenzentwicklung wird von jedem Mitarbeiter erwartet…

Folgend meine Einsendeaufgabe zu Gesundheitsförderungsmaßnahmen, fokussiert auf Lehrkräfte, unter Bezugnahme von fünf Faktoren: Arbeitsbezogene und guppenbezogene Faktoren, Individualpsychologische Ressourcen, die Führungskraft und die Wahrnehmung der Organisation und seiner Struktur:

Als Führungskraft ist es zum einen wichtig für sich persönlich Kenntnisse über gesundheitsfördernde Faktoren zu erlangen, um kompetent Herausforderungen des beruflichen Alltags meistern zu können, zum andern sind diese Kenntnisse ebenso für die Mitarbeiterführung wichtig, da Führungskräfte Arbeitsbedingungen gestalten, Vorbilder sind und auch für eine Betriebliche Gesundheitsförderung Verantwortung übernehmen müssen (Spicker & Schopf, 2007, S.40).

Zahlreiche Studien konnten z.B. mittlere bis hohe Zusammenhänge zwischen der Güte des Führungsverhaltens sowie der erlebten Gesundheit und Arbeitszufriedenheit durchweg bestätigen (u.a. Bertelsmann Stiftung 2013; Frey 2012).  Insgesamt nehmen fünf Faktoren Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeiter in Organisationen: arbeitsbezogene Faktoren, individualpsychologische Ressourcen, gruppenbezogene Faktoren, die Führung und die Wahrnehmung der Organisation und seiner Struktur (Fischer, 2016).

Folgend werden einige Aspekte dieser Faktoren näher erläutert:

Arbeitsbezogene Faktoren

Hierunter zählen die berufsspezifischen Arbeitsbedingungen, wie z.B. körperlich stark beanspruchende Tätigkeiten, Überstunden oder Stress. Der Lehrerberuf ist zwar ein eher wenig körperlich anstrengender Beruf, dennoch gehört er zu den Berufen mit der größten psychischen Beanspruchung. Daher leiden auch durchschnittlich mehr Lehrer an Depressionen oder Burnout als Arbeitnehmer anderer Berufe (Lehr, 2011). Als Belastungen werden eine mangelnde Lernmotivation und die großen Leistungsunterschiede zwischen den Schülern, Disziplinprobleme, Lärmbelastung sowie Zeitdruck genannt. Die kognitive Belastung ist für Lehrkräfte sehr groß. Es ist häufig Unterricht vorzubereiten und ein gedankliches Abschalten von der Arbeit ist schwer möglich (Leuphana Universität, 2011, S.9).

Eine Führungskraft könnte z.B. insbesondere neue Kollegen hierbei unterstützen, indem sie ihnen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zu Classroom Management und Umgang mit Heterogenität genehmigt. Auch bei der Stundenplanung ist darauf zu achten, dass zwischendurch Zeit für eine Unterrichtsaktualisierung gegeben ist und nicht zahlreiche lange Unterrichtstage nacheinander folgen.

Individualpsychologische Ressourcen

Als interne Ressourcen werden Persönlichkeitseigenschaften gesehen wie z.B. ein gesundes Selbstbewusstsein, Freude an der beruflichen Tätigkeit, eine hohe Selbstwirksamkeit, das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten oder ein aktiver Umgang mit Problemen (Leuphana Universität, 2011, S.10).

Der Begriff der Resilienz als interne Ressource hat heutzutage eine große Bedeutung erlangt. Hierunter versteht man die Fähigkeit erfolgreich mit belastenden Lebenssituationen umgehen zu können. Es kann als ein Puffer für die Belastungsfähigkeit gelten (Fischer, 2016). Ähnlichkeit hat Resilienz mit dem Kohärenzgefühl des Salutogenese-Modells nach Antonovsky. Hierunter zählt der Glaube an ein verständliches, bedeutungsvolles und beeinflussbares Leben. Es beinhaltet das Grundbedürfnis nach Durchschaubarkeit, Verstehbarkeit und Beeinflussbarkeit bzw. Beherrschbarkeit sowie die Sinnhaftigkeit von Ereignissen (Antonovsky, 1997). Wie auch die Sinntheorie erläutert ist eine Einstellung förderlich, mit der Belastungen als Herausforderung und nicht als Last gesehen werden. In jeder Erfahrung sollte ein Sinn entdeckt werden (Fischer, 2016).

Wie bereits erwähnt ist ein gewisser Selbstrespekt und Selbstwert erforderlich, damit man in belastenden Situationen nicht zu schnell aufgibt und im Moment der fordernden Situation die eigene Autonomie erkennt und nutzt (Hollmann & Geissler, 2013, S.62). Zu hohe oder unrealistische Ansprüche an die eigene Arbeit können wiederum das subjektive Erleben von Belastung wesentlich erschweren. Zu erkennen, dass keiner perfekt ist und dass Misserfolge gleichzeitig auch Chancen bieten, gehört ebenfalls zur Resilienz. Hier zeigt die Theorie der veränderbaren und nicht- veränderbaren Welten nach Frey (2005), dass bei veränderbaren Welten Lösungskonzepte gesucht und umgesetzt werden sollten, bei nicht-veränderbaren Welten ist eine Überwindung der Verzweiflung in eine Gelassenheit für eine psychische Stabilität von wichtiger Bedeutung.

Auch die Religion bzw. der Glaube eines Menschen kann als eine individualpsychologische Ressource wirken. So haben zahlreiche Studien belegt, dass religiöse Menschen verstärkt einen Sinn in lebensbelastenden Situationen erkennen. Miller et al. (2014) belegten z.B. sogar einen schützenden Einfluss der Religion vor der Entstehung von Depressionen. Allerdings ist hierbei auch die Gottesvorstellung entscheidend. Die Religiosität von Krebspatientinnen hatte in einer Studie nur einen positiven Effekt aufgezeigt, wenn eine   positive, jedoch nicht eine streng- strafende Gottesvorstellung bei den Untersuchten bestimmend war. Je nach Einstellung kann der Glaube also einen positiven wie auch einen negativen Einfluss auf die Bewältigung einer Krankheit haben. Die Einstellung macht also den  Unterschied (Gall, T. L., Miguez de Renart, R. M. & Boonstra, B. (2000); Gall, T. L. & Cornblat, M. W. (2002)).

Einfluss auf eine positive Entfaltung der Resilienz nehmen auch gruppenbezogene Faktoren, die im Folgenden näher erläutert werden.

Gruppenbezogene Faktoren

Hierunter zählen z.B. ein positives Klima im Kollegium sowie eine gute Zusammenarbeit. Nach einer Studie des Geva- Instituts aus dem Jahre 2012 nimmt die Zusammenarbeit mit den Kollegen einen hohen Rang bei der Frage nach der Arbeitszufriedenheit ein. Die externen  Ressourcen, zu denen die sozialen Unterstützungssysteme, wie die Familie, der Bekannten- und der Kollegenkreis zählen, wirken äußerst positiv auf das Belastungserleben. Ebenso ist eine ausgewogene Work- Life- Balance wichtig (Leuphana Universität, 2011, S.10). Zahlreiche psychologische Theorien belegen, dass es dem Menschen wichtig ist eine soziale Rolle einzunehmen, sich zugehörig zu fühlen und eine soziale Anerkennung zu erlangen (u.a. Asch, 1951; Maslow, 1943; Herzberg 1966). Herzberg zeigte auf, dass ein Leistungs- und Erfolgserlebnis sowie die Anerkennung als Motivatoren wirken, die zu extremer Arbeitszufriedenheit führen können (Herzberg, 1966). Deci und Ryan (1993) verdeutlichten mit der Selbstbestimmungstheorie ebenso, dass folgende drei Bedingungen für den Menschen stark motivationsfördernd sind: das Autonomie- und Kompetenzerleben, sowie die soziale Eingebundenheit.

Im Lehrerberuf wirken zudem ein Informationsfluss sowie ein Klima von Offenheit und gegenseitigem Interesse für die Arbeit einer beruflichen Überlastung entgegen (Nieskens, Rupprecht & Erbring, 2012, S.89). Ein kollegialer Austausch ermöglicht zum einen, dass Probleme oder belastende Situationen „sich von der Seele gesprochen werden können“, zum anderen auch ein Miteinander- und Voneinander-Lernen. So hat vielleicht ein Kollege eine ähnliche Situation erlebt und kann von positiven Handlungsstrategien berichten. Damit so ein Austausch funktioniert, muss sowohl das Autonomie-Paritäts- als auch das Konkurrenzdenken der Lehrkräfte vermindert werden. Die Führungskraft kann hierbei auf das Arbeits- und Teamklima großen Einfluss nehmen.

Führung

Bedeutsame Zusammenhänge wurden für das mitarbeiterorientierte bzw. humanistische Führungsverhalten und u.a. der Gesundheitsförderung gefunden (Frey, 2010; Nieskens, Rupprecht & Erbring, 2012, S.197). Dieses Führungsverhalten zeichnet sich insbesondere durch einen wertschätzenden Umgang der Führungskraft mit den Mitarbeitern aus. Die Führungskraft kann einen erheblichen Einfluss auf die Unternehmenskultur nehmen, indem z.B. gemeinsame Ziele und ein Leitbild vereinbart werden.  Dafür ist es zunächst wichtig, dass sich die Führungskraft selber nach ethischen Werten orientiert und diese dann als Vorbild vorlebt, Verantwortung übernimmt und sich ihrer Aufgabe und Rolle verpflichtet fühlt. Notwendig ist es für sie hierbei jeden Menschen zu respektieren und würdevoll zu behandeln und nicht ein Zweiklassendenken zu praktizieren. Zudem soll sich eine Führungskraft nicht nur als Kapitän,  sondern auch als Coach sehen, der die Potentiale jedes einzelnen Mitarbeiters erkennt, diese adaptiv weiterentwickelt und somit auch Synergieeffekte im Team erzeugt (Frey, 2010; Fischer, 2016). Der Aufbau einer Feedbackkultur, bei der die Leistungen einzelner oder von Kollegenteams gewürdigt werden, fördert die Arbeitszufriedenheit und wirkt sich somit positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus. Zu den humanistischen Führungsverhalten zählt ebenso eine offene, kompetente Fehlerkultur, bei dem auch die Führungskraft eigene Fehler und Schwächen zugeben kann. Auf diese Weise wird ein gegenseitiges Vertrauen geschaffen und eine Identifikation mit dem Unternehmen und des Arbeitsteams gefördert. So wird auch positiv auf die Wahrnehmung der Organisation und seiner Struktur Einfluss genommen.

Wahrnehmung der Organisation und seiner Struktur

Neben den bereits oben genannten Aspekten zur Förderung einer Unternehmenskultur und der Arbeitsmotivation sind in der Organisation klare Zuständigkeiten, Strukturen und Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen die Mitarbeiter zum einen autonom nach ihren Kompetenzen arbeiten können, zum anderen aber auch wissen, dass sie bei Bedarf Hilfe bzw. Unterstützung erwarten können. Zudem gehört hier auch die Erfüllung der Hygiene-Faktoren, die sonst bei Nichtbeachtung zu extremer Unzufriedenheit führen, wie z.B. Arbeitsschutzmaßnahmen, oder ein zufriedenstellendes Gehalt. Dieses sollte eine gewisse Summe nicht unterschreiten, damit ein Leben geführt werden kann, in dem die Grundbedürfnisse gestillt werden können. Deaton (2015) ermittelte hierbei eine Jahressumme von 75000 Euro im Jahr. Bis zu diesem Jahreseinkommen steigt den Umfragen zufolge das Glücksempfinden. Über diese Grenze hinaus lässt sich das Glück bzw. die Zufriedenheit hingegen offenbar nicht weiter steigern.

Literaturverzeichnis:

Antonovsky, Aaron (1997). Salutogenese : zur Entmystifizierung der Gesundheit von Aaron Antonovsky. Tübingen: DGTV.

Asch, S. E. (1951). Effects of group pressure upon the modification and distortion of judgment. In: H. Guetzkow (ed.). Groups, leadership and men. Pittsburgh, PA: Carnegie Press.

Bertelsmann Stiftung (2013). Führung, Gesundheit und Resilienz. URL: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/Fuehrung__Gesundheit__Relienz_Studie.pdf Letzter Abruf am 05.06.2017-

Deci, Edward & Ryan, Richard (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. URL: https://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/fileadmin/Redaktion/Institute/Allgemeine_Sprachwissenschaft/Dokumente/Bilder/1993_DeciRyan_DieSelbstbestimmungstheoriederMotivation-German.pdf Letzter Abruf am 05.06.2017.

Fischer, Peter (2016). Präsentationen im Modul 6 Personal führen.

Frey, Diter (2012). Ethikorientierte Führung. URL: http://www.personalrat.uni-muenchen.de/download/freyvortrag2012-10-11.pdf  Letzter Abruf am 05.06.2017.

Gall, T. L., Miguez de Renart, R. M. & Boonstra, B. (2000). Religious resources in

long-term adjustment to breast cancer. Journal of Psychosocial Oncology, 18, 21-37.

Gall, T. L. & Cornblat, M. W. (2002). Breast cancer  survivors give voice: A qualitative

analysis of spiritual factors in long-term adjustment. Psycho-Oncology, 11, 524-535.

Geva-Institut (2012): „Länderporträt Deutschland – Arbeitszufriedenheit und Führungsstil“, unter http://www.mitarbeiterbefragungen.de/angebot/unser_angebot_266.htm Letzter Abruf am 04.06.2017.

Herzberg, Frederik (1966). Work and the Nature of Man. London: Ty Crowell.

Hollmann, Jens & Geissler, Jana (2013). Leistungsbalance für Leitende Ärzte. München: Springer.

Lehr, D. (2011). Belastung und Beanspruchung im Lehrerberuf in der personenbezogenen Forschung. Gesundheitliche Situation und Evidenz für Risikofaktoren. In: Terhart, E.; bennewitz, H.; Rothland, M. (Hrsg.): Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf. Münster: Waxmann, S.757-773.

Leuphana Universität Lüneburg (2011). Lehrergesundheit. Was halt Lehrkräfte gesund? URL: https://www.dak.de/dak/download/Studie_Lehrergesundheit-1318902.pdf? Letzter Zugriff am 10.02.2017.

Maslow, Abraham (1943).  A Theory of Human Motivation. In:  Psychological Review, 1943, Vol. 50 4, Seite 370–396.

Miller L et al. (2014). Neuroanatomical Correlates of Religiosity and Spirituality. A Study in Adults at High and Low Familial Risk for Depression. JAMA Psychiatry; 71(2):128–135.

Nieskens, Birgit; Rupprecht, Silke & Erbring, Saskai (2012). Was hält Lehrkräfte gesund? Ergebnisse der Gesundheitsforschung für Lehrkräfte und Schulen. In: DAK- Gesundheit (Hrsg.). Handbuch Lehrergesundheit. Impulse für die Entwicklung guter gesunder Schulen. S.41-96. URL: http://www.handbuch-lehrergesundheit.de/downloads/Handbuch-Lehrergesundheit.pdf Letzter Zugriff am 10.02.2017.

 

 

 

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