E-Learning auch für den Ethikunterricht?

Im neuen Curriculum für den Ausbildungsberuf des Operationstechnischen Assistenten ist auch das Thema Ethik nun fest verankert. In einigen Schulen wird dieses Thema schon lange unterrichtet. Das ist auch wichtig, denn schließlich begibt sich ein Patient in die Obhut des Operationspersonals. Empathie, Perspektivenübernahme und Werte müssen vermittelt werden, damit sich die Schüler in einen Patienten hineinversetzen können. Kann Ethik aber auch mittels E- Learning unterrichtet werden?

Aus eigenen Erfahrungen ist gerade bei dem  Thema „Organspende und Transplantation“, das ebenso in dem Lernbereich Ethik enthalten ist, das Internet als Informationsquelle kaum ersetzbar. Organisationen wie die Koordinierungsstelle DSO veröffentlichen alle aktuellen Infos auf ihrer Homepage. Diese Seiten auszudrucken und an die Schülergruppen zu verteilen ist ein immens zeitlicher und kostspieliger Aufwand.

Damit das Thema nicht als trockener Frontalunterricht vermittelt werden muss, empfiehlt es sich das Thema in Gruppenarbeiten erarbeiten zu lassen, in denen beispielsweise rechtliche Aspekte, ethisch- religiöse Einstellungen und die allgemeinen Pro- und Contra- Meinungen zu Organtransplantation und Hirntoddiagnostik erarbeitet und danach präsentiert werden sollen.

Damit die Schüler an die jeweiligen Informationen im Internet gelangen und sich nicht im „Internetdschungel“ verlieren, gibt es WebQuestsDiese E- Learning Methode, entwickelt von Bernie Dodge, macht das Arbeiten im Netz zu einem Abenteuer.  WebQuests strukturieren entdeckungsorientierte Aktivitäten von Lernenden. Sie geben einen didaktischen Rahmen, um zielgerichtet mit Quellen aus dem Internet zu arbeiten.(Moser, 2008, S.20f.) Entscheidend ist ein in der Einleitung für die Lernenden authentisches und Neugier erweckendes Problem oder ein Fall, der in das zu bearbeitende Thema einführt, eine gewisse Irritation bei den Lernenden auslöst und so ein erfahrungsgeleitetes Lernen ermöglicht. Anschließend erfolgt die projektorientierte Aufgabenstellung, die entweder als Partner- oder eher als Gruppenarbeit bearbeitet werden soll. Als Ressource werden den Lernenden die Quellen mittels Links zur Verfügung gestellt, die zur Aufgabenbearbeitung bzw. Problemlösung notwendig sind. Es handelt sich hierbei um ein selbstgesteuertes und kollaboratives Lernen, wodurch Wissen gemeinsam erarbeitet werden soll. (Moser, 2008, S. 14f)

Durch die Angabe von Bewertungskriterien erhalten die Lernenden eine Richtschnur, denn so können sie ihre Ergebnisse für die Abschlusspräsentation selber kritisch beurteilen. Die Lehrenden haben hier die Rolle eines Coaches. Sie sollen den Lernprozess der Schüler beratend begleiten, Werkzeuge zur Problemlösung zur Verfügung stellen und bei Bedarf ihre Hilfe anbieten. (de Witt, 2005b, S. 215f.) Die Arbeit mit WebQuests fördert sowohl soziale Kompetenzen, die Selbstlernkompetenz als auch in besonderem Maße die Medienkompetenz. (Moser, 2008, S. 10)

Das speziell für den Ethikunterricht selbst entwickelte WebQuest „Organtransplantation“ ist frei zugänglich und kann gerne bei der Unterrichtsdurchführung verwendet werden. Bei weiteren Fragen und für einen Erfahrungsaustausch bitte sehr gerne über die Kommentarfunktion melden.

Webquest

Screenshot des Webquests Organtransplantation

 

Literaturverzeichnis:

de Witt, C. (2005). Integration von E- Learning in die Bildung. In Kleber, H. (Hrsg.), Perspektiven der Medienpädagogik in Wissenschaft und Bildungspraxis (S. 204-217). München: kopaed.

Moser, H. (2008). Abenteuer Internet. Lernen mit WebQuests. 2. Auflage. Zürich: Pestalozzianum.

Genaue Webadresse des WebQuests: http://questgarden.com/q/transplantation

 

5 Gedanken zu “E-Learning auch für den Ethikunterricht?

  1. Hallo Eva,

    ich habe einen aus meiner Sicht guten Artikel bei editlib gefunden, wie Du abklären kannst ob Du Unterstützung für Dein Vorhaben erhälst bzw. wie Du bei einer Implementierung vorgehen könntest.
    es handelt sich um die Methode nach Prochaska und DiClementi:
    1. Precontemplation: kein Nachdenken über eine Veränderung

    2. Contemplation: Nachdenken über Änderung, Abwägung von Pro und Kontra (das wäre ein Schritt, den Du gemeinsam mit den KollegInnen erarbeiten könntest)

    3. Preparation: Vorbereitung der Aktion in den nächsten Monaten (Planung)

    4. Action: aktive Beteiligung an der Veränderung

    5. Maintenance: Aufrechterhaltung der Veränderung, Prävention eines “Rückfalls”

    Quelle: Campbell, Cook, Kusch & Moulton, S. (2009). Inspiring Learning and Teaching: Using e-tolls to Faciliate Change. In T. Bastians et al. (Eds.), Proceedings of World Conference on E-Learning in Corporate, Government, Healthcare, and Higher Education 2009 (kursiv) (pp.172 ff.) Chesapeake, VA: AACE. URL: http://www.editlib.org.ub.fernuni-hagen.de/p/32454. [aufgerufen am 29.06.2012]
    Erinnert so ein wenig an den Pflegeporzess 🙂
    Vielleicht kannst Du ja mit dieser Struktur etwas anfangen.
    Würde mich freuen:-)
    LG, Sabine

  2. Hallo Eva,
    vielen Dank für die Einblicke ins Thema Organspende. Ich finde Deine Idee mit dem Webquest sehr gut und reizvoll. Bisher habe ich noch keine eigenes Webquest für meine Schülerinnen und Schüler installiert finde dies aber sehr reizvoll. Mich interessiert insbesondere gerade die technische Umsetzung – da hast Du mich auf die Idee gebracht mich so damit auseinanserzusetzten. Danke!
    Ich bin schön neugierig auf deine nächsten Beiträge.
    Sonnige Grüße Kerstin

    • Hallo Kerstin,

      danke für Deinen Kommentar.
      Die technische Umsetzung ist unter http://www.questgarden.com
      sehr einfach. Nur für die Bewertungstabelle musste ich meine marginalen HTML- Kenntnisse anwenden 🙂

      Nächster Beitrag folgt am Freitag. Letzte Woche war für mich jobmäßig sehr anstrengend (Konferenzen, Unterricht, etc.). Aber nun kann ich mich wieder dem Bloggen widmen.

      Viele Grüße
      Eva

  3. Hallo Ilonka,
    vielen Dank für Deinen Kommentar!
    Ich selber habe trotz des fundierten Hintergrundwissens meinen Organspendeausweis behalten, denn es ist wirklich eine „gute Tat“. Wenn ich allerdings ein kleines Kind hätte, würde ich einer Organspende nicht zu stimmen, da die Hirntoddiagnostik mittlerweile selbst bei früher Pro- eingestellten Wissenschaftler umstritten ist. Gute Infos hierzu: http://www.supervision-hamburg-gesundheitswesen.de/rotondo/veroeffentlichungen/handbuch_intensiv.html
    Ab dem 30. Lebensjahr kann sich aber ein Gehirnschaden (fast) nicht mehr regenerieren.
    Liebe Grüße Eva

  4. Hallo Eva,
    als Themenfremde bin ich sehr beeindruckt von Deinem Webquest „Organtransplantation“. Dies in doppelter Weise:
    – Ich selbst habe noch keinen Organspenderausweis und drücke mich noch immer vor einer diesbezüglichen Entscheidung. Da sollte ich doch glatt mal Dein Webquest absolvieren…
    – Es freut mich, dass Du Dein Produkt Webquest frei zugänglich zur Verfügung stellst.(OER für Lehrende läßt grüßen. ;-))

    Liebe Grüße aus Herdecke
    Ilonka

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.