Es ist schon faszinierend, welche Möglichkeiten uns heutzutage das Internet mit Web 2.0 bietet. Gerade im Hinblick des Lebenslangen Lernens ist es immens wichtig, Neue Medien auch in der Berufsausbildung einzusetzen. Es gibt die vielfältigen Angebote des Internets wie Suchmaschinen, WIKIPEDIA, Blogs und vieles mehr, die man im Unterricht beispielsweise für Gruppenarbeiten nutzen lassen sollte. Ebenso kann für die Schüler speziell eine Lernplattform mit den OpenSource Softwares wie Moodle oder ILIAS eingerichtet werden. Damit so ein Lernangebot aber auch wirklich effektiv ist, von den Schülern genutzt wird und nicht nur im „Internetall“ herumgeistert, muss eine Menge beachtet werden.
Der Einsatz von Neuen Medien und ausgefeilten Technologien garantiert leider noch keinen Lernerfolg. E- Learning Angebote sollten gut durchdacht und geplant werden! Es muss das „richtige Medium“ – also das richtige E- Learning- Angebot- für das jeweilige Bildungsanliegen gefunden werden. Genau wie bei der Unterrichtsvorbereitung muss nach bestimmten Kriterien die Konzeption,die Implementierung und Evaluation eines E- Learning- Angebots erfolgen. Medien sollen dabei in Lehr-Lernprozessen genutzt werden, „mit dem Ziel neue Qualitäten des Lernens und Lehrens für Bildung zu ermöglichen und deren Effektivität und Effizienz durch Einsatz von Technik zu steigern.“ (Kerres, 2004, S. 2)
Es gibt zahlreiche Modelle, die einem hierbei behilflich sein können. Zwei Theorien der Medienpädagogik möchte ich kurz vorstellen:
1. Die gestaltungsorientierte Mediendidaktik nach Kerres ist sozusagen eine „Vereinigung“ des angloamerikanischen Instructional Designs (siehe unten) mit der „deutschen“ Allgemeinen Didaktik. Ich fand diese „Theorie“ persönlich sehr hilfreich bei der Konzeption der Lernumgebung für die Schüler am Bildungszentrum St. Hildegard. Die gestaltungsorientierte Mediendidaktik beschreibt, welche Analyseschritte notwendig sind, damit sich der „Mehrwert“ einer mediengestützten Lernumgebung einstellt und der zusätzliche Aufwand, der damit in der Regel verbunden ist, auch tatsächlich Nutzen für die Rezipienten entfaltet. Denn das virtuelle Lernangebot stellt ein zusätzliches Angebot zum traditionellen Unterricht dar- es findet dann sozusagen ein Blended- Learning statt.
Die mediendidaktische Konzeption wird auf der Grundlage von Analysen des didaktischen Feldes abgeleitet. Wesentlich sind dabei folgende Parameter zu berücksichtigen:
- „Merkmale der Zielgruppe (z.B. soziodemografische Daten, Vorwissen, Lernort, Mobilität, Medienzugang, Lernmotivation, Lerngewohnheiten, Lerndauer sowie Einstellungen und Erfahrungen)
- Spezifikation von Lehrinhalten und – zielen, d.h. es muss entschieden werden, bei welchen Lehrinhalten es sinnvoll ist, diese in der virtuellen Lernumgebung zu bearbeiten bzw. anzubieten
- didaktische Methode: didaktische Transformation und Strukturierung der Lernangebote
- Merkmale der Lernsituation und Spezifikation der Lernorganisation (hier geht es darum, wann erfolgt das Lernangebot, wie sieht es mit der Betreuung aus?)
- Merkmale und Funktionen der gewählten Medien und Hilfsmittel.“ (Kerres, 2005, S. 4, Kerres, 2001a, S. 135 f.)
2. Die Verfahrensschritte beim Instructional Design: Dieses Ur- Modell aus dem angloamerikanischen Raum beinhaltet als ersten Schritt die Bedarfsanalyse, danach die Planung und Konzeption des Lernangebots, u.a. die Ausarbeitung der Ziele, der Lerninhalte und der Ressourcen der Zielgruppe. Hierauf aufbauend erfolgt die Entwicklung und danach der Einsatz/ die Implementation dieses Angebots. Abschließend ist eine Evaluation sehr wichtig, um den Erfolg des Angebots beurteilen zu können. (Reinmann, 2011, S.40f.) Diese Schritte sind ebenso bekannt als ADDIE- Modell (Analysis, Design, Development, Implementation, and Evaluation) (Niegemann, 2004, S.22)
Keengwe und Georgina verdeutlichen in ihrem Artikel von 2011 auf Seite 118: „Technology alone does nothing to enhance pedagogy; successful integration is all about the ways in which technology tools are used and integrated into the teaching and learning process to enhance student learning.“ Ebenso wird die Wichtigkeit einer kontinuierlichen Betreuung des Lernangebots durch die Lehrenden klargestellt: Informationen, die regelmäßig gesendet werden müssen, eine vorherige Ausarbeitung einer Netiquette und „Rubriken“, die als Vorgabe für die Schüler als Richtschnur dienen. Wichtig sind auch zeitnahe Rückmeldungen und ein didaktisch sinnvolles Lenken auf die Lernangebote.
Ein E- Learning Angebot ist kein Zeitersparnis und man kann auch keine Lehrkräfte einsparen. Aber im Hinblick der stets geringer werdenden Halbwertzeit des Wissens und des dafür notwendigen Lebenslangen Lernens kann auf ein zusätzliches E- Learning Angebot nicht mehr verzichtet werden.
Welche Potentiale grundsätzlich E- Learning bietet, wird im „Mai 2012“- Artikel meines Blogs zum Thema werden.
Literaturverzeichnis:
Keengwe, J. & Georgina, D. (2011). Transitioning Face-to-Face (F2F) Courses to online Teaching. In S. Barton et al. (Eds.), Proceedings of Global Learn Asia Pacific 2011 (pp. 117-120). AACE.
Kerres, M. (2001a). Multimediale und telemediale Lernumgebungen. Konzeption und Entwicklung. 2. Auflage. München: Oldenbourg.
Kerres, M. (2004). Gestaltungsorientierte Mediendidaktik und ihr Verhältnis zur Allgemeinen Didaktik. URL: http://additor.hbk-bs.de/home/Binaries/Binary8007/m+didaktik-kerres.pdf
Kerres, M. (2005). Didaktisches Design und eLearning. Zur didaktischen Transformation von Wissen in mediengestützte Lernangebote. URL: http://alt.medida.info/system/files/sites/medida/files/kerres4miller-final_0.pdf
Niegemann, H., S., Hessel, S. et al. (2004). Kompendium E- Learning. Heidelberg: Springer.
Reinmann, G. (2011). Instructional Design. Hagen: FernUniversität Hagen. (Kursnr. 33082)